Übungen für unterwegs - die Pausedecke

Was ist eine Pausedecke?

Gerne nehmen Hundehalter ihren Vierbeiner überall mit hin. Er darf uns nicht nur auf die Gassirunde oder zum Besuch bei Freunden begleiten. Immer öfter trifft man den besten Freund des Menschen auch in der Stadt beim Bummeln oder beim Einkauf auf dem Wochenmarkt an. Für Hund und Halter ein tolles Erlebnis.

Dennoch kann es auch Probleme mit sich bringen und zwar immer dann, wenn der Hund nicht genau weiß, was von ihm gefordert ist. Die trubelige Umgebung und viele attraktive Reize machen es dem Hund nicht unbedingt leicht, sich auf die Wünsche seines Menschen zu konzentrieren.

Wir empfehlen deshalb das Trainieren einer Pausedecke. Also immer dann, wenn der Hund gerade nichts anderes tun soll, als zur Ruhe zu finden und abzuwarten, bis es weiter geht, kommt diese Decke zum Einsazt. Das kann ganz klassisch der Besuch im Cafe´sein. Aber auch das Warten vor der Umkleidekabine ist für den Hund, mit einer Decke als optisches Signal, viel einfacher zu verstehen.

Immer, wenn Hunde nicht wissen, was zu tun ist, werden sie unruhig. Es liegt in unserer Verantwortung, dem Hund klar zu machen, welches Verhalten wann von ihm verlangt wird. Wenn wir uns allerdings selbst nicht wirklich kümmern können, weil wir z.B. gerade mit Freunden im Cafe sitzen, ist ein „stummes“ und „fortdauerndes“ Signal gut.

Ungünstig wäre, wenn der Hund das Kommando „Platz“ bekommt und es ihm irgendwann ungemütlich wird. Dann verändert er seine Position und setzt sich womöglich hin. In dem Moment hat der Hund jedoch sein Signal selbst aufgehoben. Wenn wir als Menschen darauf reagieren, könnte es sein, dass die Fellnase ungünstige Rückschlüsse daraus zieht. Er merkt sich womöglich, dass er nur unruhig werden muss und schon wird ihm wieder Aufmerksamkeit geschenkt. Ist er allerdings kurz angebunden und bekommt eine kleine Decke, die Größe eines Taschentuches würde sogar ausreichen, ist es für ihn viel einfacher, das Signal zu halten. Durch das Anbinden, dass Anfangs noch nötig ist, und die Decke als Signal, kann er fast nichts falsch machen. Schon bald klappte es dann auch ohne ein Anbinden.

Der Aufbau im Überblick

  1. Es lohnt sich, auf der Decke zu sein.
    Der Hund wird immer wieder auf der Decke belohnt. So wird er sich in Zukunft gerne darauf ausbreiten.
  2. Ausrichtung verändern
    Einige Hunde bemerken den Zusammenhang zwischen der Decke und der Belohnung nicht, da sie nur dem Futter folgen, die Decke jedoch nicht wahrnehmen. Deshalb sollte beim Aufbau darauf geachtet werden, ob er tatsächlich die Decke sieht oder nur den Keks.
  3. Zeitrahmen erhöhen, bzw. Aufhebungssignal etablieren. Der Hund lernt, dass die Gabe des Leckerchens nicht das Ende der Übung bedeutet. Er wird für das Befinden auf der Decke auch ein zweites Mal belohnt und ggf. ein drittes oder viertes Mal. Dann bekommt der Hund ein „Ende“-Signal und er weiß, dass er die Decke nun verlassen darf. Die Zeit zwischen den Leckerchen wird langsam erhöht.

 

Deckentraining für Hunde

Hunde sollten von Beginn an lernen, auch unter Ablenkung zur Ruhe zu kommen. Hilfreich ist eine Decke und eine Box oder, alternativ, das Anbinden des Hundes für eine bestimmte Zeit.

Übung 1 - Decke ist super

ERSTER SCHRITT ZUM TRAININGSZIEL

Anfangs zeigen wir dem Hund, dass es sich lohnt, auf der Decke zu sein. Dazu wird er einfach, mit HIlfe eines Leckerchens in der Hand, auf die Decke gelockt.

Deine Kunden halten ihm das Futter direkt an die Nase und führen ihn auf die Decke. Er wird belohnt und anschließend wieder herunter gelockt. Das Herunterlocken ist wichtig, damit es einen Unterschied macht. Für das Heruntergehen von der Decke bekommt er nichts mehr. Denn er soll ja schließlich lernen, dass es lohnenswerter ist, sich auf der Decke zu befinden.

Ganz wichtig ist bei der Übung, dass der Hund wirklich versteht, dass die Decke das „Thema“ ist. Viele Hundeschulkunden neigen dazu, stets ein „Sitz“ zu belohnen. Das ist ungünstig, denn da dieses Kommando oft schon viel trainiert wurde, überschattet es das neue Signal. Der Hund muss die Belohnung erfahren, bevor er sich setzt und womöglich sogar fordernd, bzw. mit einer gewissen Erwartungshaltung, seinem Menschen zuwendet.

Deckentraining für Hunde aufbauen

Variante

Eine weitere Variante, dem Hund das Gehen auf die Decke anzutrainieren, ist folgende: Deine Kunden klopfen mit der leeren Hand auf die Decke. Die Belohnung halten sie dabei griffbereit in der anderen Hand, die auf dem Rücken ruht oder an der Brust. So lernt der Hund, dass er erst eine Leistung erbringen muss, bevor er belohnt wird. Nähert der Hund sich, aufgrund der stimmlichen Motivation und des Klopfens auf der Decke, wird er direkt belohnt. Auch, wenn er nur eine Pfote darauf gesetzt hat.

Das soll jeder Kunde einige Male wiederholen. Setzt er immer nur eine Pfote drauf, bleibt die Belohnung aus, die stimmliche Motivation wird aber fortgesetzt. Nun wird der Hund sein Verhalten verstärken und eine weitere Pfote, vielleicht auch schon alle, auf die Decke setzen. Dann ertönt wieder das Lobwort und das Futter wird ihm gereicht. Weise deine Kunden darauf hin, dass sie fix sein müssen. Er darf nicht belohnt werden, wenn er schon wieder von der Decke herunter ist. Fressen sollte er ausschließlich in der Position, die verstärkt werden soll. 

Die meisten deiner Hundeschulkunden wollen schon direkt ein Wortsignal hinzufügen. Das brauchen wir allerdings noch nicht. Das setzen wir erst ein, wenn die Handlung sicher durch das Kopfen abgerufen werden kann. Anders als früher kommuniziert, wissen wir heute, dass das Wortsignal im Idealfall vor der Handlung gesagt wird. Das Wort „Matte“ wird gesagt, der Halter wartet drei Sekunden (nicht weniger) und klopfen erst dann auf die Decke. Mit der Zeit wird der Hund das Wort wahrnehmen und schon wissen, welche Zeigegeste folgt. Er wird die Handlung vorwegnehmen, um schneller seine Belohnung zu erhalten.

Übung 2 - ausrichtung verändern

ZWEITER SCHRITT ZUM TRAININGSZIEL

Sind deine Kunden soweit gekommen, dass sie Ihren Hund, mit Hilfe vom Klopfen auf die Decke, auf diese locken können und zwar ohne dass sich Futter in der Hand befindet, geht es weiter.

Wir trainieren im nächsten Step an der Ausrichtung. Die meisten Hunde verknüpfen nicht nur eine Sache, sondern komplexe Situationen. Das bedeutet, dass sie neben dem Signal auch Ihre Ausrichtung zur Decke mit in die Übung hineininterpretieren. Es ist also denkbar, dass der Hund glaubt, das Kommando „Matte“ bedeutet, sich vor dem Menschen zu befinden. Das ist nämlich eine Situation, die ihm aus anderen Übungen schon bekannt sind. Er greift auf das für ihn Naheliegendste zurück. Für dich gilt es, zu überprüfen, ob das der Fall ist, oder ob er wirklich verstanden hat, was mit „Matte“ gemeint ist.

Die Übung wird wiederholt, allerdings wird die Ausrichtung zur Decke verändert.

Weise deine Kunden an, sich nicht mehr frontal zur Decke auszurichten, sondern seitlich. Sie klopfen abermals auf die Decke und nehmen die Hand  an die Brust. Bietet der Hund direkt das Richtige an, Glückwunsch. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich frontal zu seinem Menschen ausrichtet und die Decke ignoriert. Diese Position ist er gewohnt und schließlich warten hier auch die Leckerchen.

Deine Kunden aber bleiben hartnäckig bei ihrem Ziel, klopfen erneut mit der freien Hand auf die Matte und motivieren den Hund stimmlich. Folgt er der Anweisung, bekommt er das Lobwort und anschließend das Leckerchen. Auch hier ist Vorsicht geboten. Viele Hunde neigen dazu, dem Futter entgegenzukommen und dabei die Decke zu verlassen. Für sie ist die Übung dann beendet. Das wollen wir dem Vierbeiner jedoch gar nicht erst beibringen. Nur das Auflösesignal beendet eine Übung, nicht das Leckerchen oder das Lobwort.

ANZAHL VERÄNDERN

Hat der Hund brav gewartet, wird direkt schon die Anzahl der Belohnungen variiert. Er bekommt mal zwei oder fünf oder drei Leckerchen. Wichtig ist darauf zu achten, dass deine Kunden die Futterhand nach der Gabe des Leckerchens immer wieder einmal kurz an die Brust nehmen. So kehrt mehr Ruhe ein und der Hund lernt abzuwarten, bis das Futter zu ihm kommt. Diese vielen Wiederholungen sind wichtige Lernerfahrungen und lassen den Hund insgesamt gelassener und geduldiger werden.

SO GEHT ES WEITER

Diese Schritte werden über einen längeren Zeitraum trainiert. Ein langsames Vorgehen ist wichtig. Der Hund ist noch nicht in der Lage, unter Ablenkung auf eine Decke geschickt zu werden und schon gar nicht, diese Position zu halten. Die äußeren Reize, auf die Hunde reagieren, sind nicht zu unterschätzen. Es liegt in ihrer Natur, jede Bewegung im Umfeld zu registrieren und ihre Handlung daran anzupassen. Umso wichtiger, nur langsam die Ablenkungsreize zu steigern.

In den kommenden Tagen wird nicht nur das Hocken neben der Decke trainiert, sondern auch andere Positionen, wie aufrecht stehen, kniene, auf dem Stuhl sitzende usw. Für den Hund wirkt es womöglich wie eine vollkommen neue Übung. Begonnen wird bei jeder Ausrichtung wieder mit dem ersten Schritt, dem Locken.

Übung 3 - Position halten

DRITTER SCHRITT ZUM TRAININGSZIEL

Sind deine Kunden so weit gekommen, dass sie ihren Hund, mit Hilfe vom Klopfen auf die Decke, auf diese locken können, trainieren wir die Dauer des Haltens. Der Hund soll schließlich nicht nur kurz draufgehen, sondern im Idealfall auch zur Ruhe finden. Das geht aber nur, wenn er auch lernt, dort zu entspannen.

WICHTIGE REGELN

Mache deinen Kunden klar, dass es wichtig ist, jetzt am Ball zu bleiben. Ansonsten wäre der ganze Aufwand regelrecht für die Katz gewesen. Der Hund soll ja nicht nur liegen, sondern im Idealfall sogar ruhen. Das heißt, dass die Erwartungshaltung, die der Hund noch mit der Decke verknüpft, wieder abgebaut wird. Die wichtigste Regel dafür lautet, dass der Hund nicht von Fremden gestreichelt oder angesprochen werden soll. Auch wenn der Kellner es sicher nur gut meint, aber auch er sollte den Hund ignorieren. 

SO GEHT ES WEITER

Der Hund bekommt also nicht direkt seine Belohnung, sondern leicht zeitverzögert. Nach einiger Zeit bekommt er noch einmal eins, um ihn weiterhin auf der Decke zu halten. Allerdings geschieht dies ohne viel Aufhebens. Es wird ihm einfach, wenn er zur Ruhe gefunden hat, kommentarlos zwischen die Pfoten gelegt. Um zu verhindern, dass der Hund sich selbst belohnt, indem er aufsteht, ist er am besten angeleint. So kann er es gar nicht falsch machen, wird aber dennoch immer mal wieder bestätigt.

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Das Deckentraining wird bereits in unserer Welpengruppe thematisiert, sodass auch der Welpe lernt, dass er nicht immer und überall im Mittelpunkt steht. 

Im Hundeführerschein gibt es ebenfalls „Bleib“-Übungen, sei es auf der Decke oder auch nur so in der Innenstadt, dass der Hund ruhig neben seinem Besitzer wartet. 

Schau einfach mal rein:

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