Hundetraining Tipps - 5 Schritte zur Ausarbeitung von Kursen

Eine Wiese, ein paar Leckerli, etwas „Ahnung von Hunden“ und fertig ist der Hundetrainer? Diese Zeiten sind vorbei!

Heute sind Hundetrainer gleichermaßen Dienstleister, die Freude am Tier vermitteln, als auch Experten in der Problemlösungsfindung. Doch das vorhandene kynologische Fachwissen reicht oft aus, um eine gut konzeptionierte Trainingseinheit zu garantieren. Vielen Hundetrainern fehlt ein konkreter Trainingsplan für den Unterricht. Dieser sollte Übungen aus dem Bereich Erziehung, aber auch der Beschäftigung beinhalten. Es muss nicht immer die „kunterbunte Hundestunde“ sein. Dennoch sollen die Mensch-Hund Teams im Idealfall Monat für Monat mit Spiel und Spaß zu ihrem persönlichen Ziel geführt werden. Schon mit den Welpen erfahren sie alles, was nötig ist, um Sicherheit im Umgang mit dem Vierbeiner zu erlangen.

Als Hundetrainer erfordert die Vorbereitung eines guten Unterrichts viel Arbeit. Im Idealfall ist der Kurs, bzw. jede einzelne Trainingseinheit schon im Vorfeld gut vorbereitet. Denn eine gute Hundeschule bietet mehr, als nur stupide im Kreis zu laufen.

Falsch wäre also, noch auf dem Weg zum Platz zu überlegen, was das Thema der heutigen Trainingseinheit sein könnte. Schließlich zahlt der Halter viel Geld für den Besuch der Hundeschule. Ein unvorbereiteter Hundetrainer hat folgende Probleme:

  • der Hundetrainer wirkt angespannt, muss seine Gedanken noch sortieren
  • Kunden, die zu früh kommen, werden als Störfaktor wahrgenommen
  • im Training kommen die Teilnehmer „vom Hölzken auf`s Stöcksken“
  • viele Zwischenfragen stören den Unterricht
  • der rote Faden geht während der Einheit verloren
  • Übungen werden unzureichend erklärt, so dass der Unterricht holprig wird
  • Aufgaben bauen nicht sinnvoll aufeinander auf
  • am Ende wurde nicht das gelehrt, was eigentlich Thema war
so strukturierst du deine Hundestunde

Ein gut strukturiertes Training ist das A und O, damit sich Menschen gut aufgehoben und wohl fühlen. So lernt es sich einfach besser.

Ein konkreter Plan, ein Trainingskonzept sollte im Vorfeld erarbeitet werden, und zwar am besten für einen gesamten Kurs. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Die Arbeit dafür wird einmal erledigt, nicht jede Woche aufs Neue und auch für die
nächsten Kurse kann hierauf zurückgegriffen werden. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass die Übungen abgewandelt und der Gruppe spontan angepasst werden müssen. Was aber bleibt, ist ein roter Faden, der sich durch alle Einheiten dieses abwechslungsreichen Angebotes schlängelt.

Vom Welpen bis zum Adulten festigen sich die Basics und die Halter gewinnen an Sicherheit.

Wie ein solcher Plan erstellt wird und worauf dabei geachtet werden muss, soll hier in einer Übersicht beschrieben werden.

erster Schritt - Bedarfsanalyse

Keine Sorge, man muss kein Marketingexperte sein, um herauszufinden, was momentan bei den Haltern gefragt ist. Bei den Stammkunden, die man wöchentlich auf dem Platz antrifft, werden Stimmungen spürbar und Diskussionen wahrgenommen. So ist man bereits im Bilde, was die Kunden momentan beschäftigt. Darauf kann dementsprechend reagiert werden. Bei Kursen, die der Neukundengewinnung dienen, kann in der Regel auf allgemeine Klassiker wie Leinenführigkeit, Begegnungstraining und Freizeitgestaltung zugegriffen werden. Will man sich nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen, können folgende Maßnahmen durchaus hilfreich sein, den aktuellen Bedarf abzuklopfen:

Wie wäre es mit Umfrage auf Facebook, in der Fußgängerzone, auf der eigenen Homepage oder als Rundmail? Doch Vorsicht: Die Themen müssen unbedingt vorher bestimmt sein. Statt zu fragen „was wünschen Sie sich“ wäre die Formulierung „würden Sie lieber einen Apportkurs, einen Dogdance oder einen Dummykurs besuchen“ sinnvoll.

Eine weitere spannende Frage bezieht sich auf den Umfang. Wieviel Zeit wäre der Kunde bereit, für den genannten Kurs zu investieren. Auch hier ist es angebracht, ganz konkret zu werden. So stünde hinter dem Angebot „Dummykurs“ eine weitere Auswahlmöglichkeit zum Umfang:

  • Tagesseminar
  • ein 4-wöchiger Kurs á 1 Std./Wo., 
  • 8-wöchiger Kurs á 1 Std./Wo. oder Ähnliches

Dies ist immer eine „Kann-Option“. Viele Hundetrainer argumentieren, dass die Kunden gar nicht wissen, wie viel Training dafür nötig ist. Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Menschen ein gutes Gefühl dafür haben. Und letzten Endes ist eines klar: Will der Kunde nicht mehr investieren, wird er es nicht buchen!

Für solche Zwecke kann ein spezieller Interessensbogen erstellt werden. Verschiedene Antworten können die Empfänger dann ankreuzen und an die Hundeschule zurückgeben. So bekommt man eine schöne Tendenz. Natürlich kann auch ein Feld für die Adresse des Interessenten hinzugefügt werden. Nicht vergessen werden darf dann jedoch der Hinweis, dass die Adresse auch genutzt wird, um mit dem Kunden in Kontakt zu treten.

Zweiter Schritt - Zielgruppe festlegen

Dieser Punkt findet meist sehr wenig Beachtung, ist für die reibungslose Durchführung eines Kurses jedoch unumgänglich. Jeder Hundetrainer, der ein neues Konzept erstellen möchte, sollte sich im Vorfeld darüber Gedanken machen, für wen er es erstellen möchte.

Dient es der Neukunden-Akquise oder sollen Bestandskunden damit bedient werden?

Soll es sich in dem Kurs beispielsweise um einen „Grundlagenkurs“ handeln, ist es wichtig, im Vorfeld festzulegen, wer diesen Kurs buchen soll. Welche Voraussetzungen müssen die Kunden mitbringen. Am besten erstellt man hierfür einen sogenannten Avatar. Es kommt nicht selten vor, dass ein Einzelner für dermaßen viel Unruhe sorgt, dass die Harmonie der Gruppe gefährdet ist. Das geschieht meist dann, wenn der Kunde einem Kurs zugeordnet wird, in den er eigentlich nicht passt.

Jeden Kurs und die Ziele dessen sollte jeder Hundetrainer so wichtig nehmen, dass Kunden, die nicht zu der Zielgruppe gehören, den Kurs nicht oder nur nach vorherigem Vorbereitungstraining besuchen können.

Auch die Zeitplanung ist sehr unterschiedlich. Ist der geplante Kurs für die Kunden aus der bestehenden Welpengruppe angedacht, muss für das Vermitteln der für diese Hundeschule bestehenden Grundregeln (z.B. kein Kontakt der Vierbeiner an der Leine o.ä.) und der Trainingsphilosophie nicht so viel Zeit eingeplant werden. Das heißt natürlich nicht, dass kein Quereinsteiger dabei sein kann.

dritter Schritt - Ziele und Umfang

Das Thema steht fest, die Zielgruppe ebenfalls. Im dritten Schritt werden die Ziele und der Umfang festgelegt. Dazu muss entschieden werden, ob mit diesem Angebot nur Interesse zu einer bestimmten Thematik geweckt, oder ein Problem dauerhaft behoben werden soll. Eine Entscheidungshilfe gibt da die im Vorfeld durchgeführte Umfrage, wieviel Zeit und Geld die Interessenten zu investieren bereit wären.

Merke: Das Ziel bestimmt den Umfang und umgekehrt!

Wenn wir wissen, dass die Teilnehmer für das Thema Leinenführigkeit maximal bereit sind, einen eintägigen Workshop zu besuchen, werden allenfalls die verschiedenen Möglichkeiten des Leinentrainings aufgezeigt und ggf. noch eine für die einzelnen Teams geeignete Form individuell abgestimmt. Mehr ist nicht machbar. Findet ein Kurs über acht Trainingseinheiten statt, dürfen die Ziele höher gesteckt werden. Hier kann also die Leinenführung bis ins Detail besprochen und mit verschiedenen Ablenkungsreizen trainiert werden.

Vierter Schritt - Konzept schreiben

Jetzt erst geht es an die eigentliche Konzeptionierung.
Die Ziele und die Bedürfnisse der Teilnehmer bestimmen den Inhalt. Zunächst wird ein klares Kursziel definiert. Ist also ein Kurs über acht Wochen geplant, wird ein Endziel festgelegt. Das könnte, am Beispiel des Basiskurses, ein grundlegendes Verständnis für Hunde, gekoppelt mit einem sicheren Führen im Alltag, gerne auch noch durch Management. Dann werden die acht (oder auch mehr) Schritte zum Erreichen dieses Ziels definiert.

Bommel von Hundeschulkonzepte liefert Ideen
  • Namensreaktion – was soll er eigentlich tun, wenn ich seinen Namen sage
  • Wie lernen Hunde und was ist eine Belohnung?
  • Grundlagen der Leinenführigkeit
  • Einfache Grundkommandos und wie werden sie konditioniert
  • Wichtiges zum Thema Körpersprache
  • Alltagsregeln
  • Aufbau eines einfachen Rückrufs
  • Kleine Abschlussrallye

Diese Punkte sind natürlich nicht „in Stein gemeißelt“ und jeder Hundetrainer hat seine eigene Handschrift, die er auch unbedingt beibehalten sollte. So ist es denkbar, dass es Hundetrainer gibt, die eine sichere Führung des Hundes im Alltag erreichen möchten, indem sie dem Kunden Kommandos beibringen und immer wieder trainieren. Andere Hundetrainer sind vielleicht der Ansicht, der sichere Umgang würde am besten erreicht, indem ein grundlegendes Verständnis, wie die Tiere lernen, geschaffen wird. Da weichen die Meinungen sehr voneinander ab und das ist auch gut so. Mit dieser Vielfalt findet jeder Topf sein Deckelchen.

Stehen die Ziele der einzelnen Trainingseinheiten fest, sollten sie konkretisiert werden. So könnte die Zielsetzung der ersten Stunde bei meinem Konzept lauten:

Ziel:

Der Halter soll erkennen, dass es besser ist, den Namen des Hundes nur noch gezielt anzuwenden und verstehen, warum das so wichtig ist. Wird der Hund permanent angesprochen, ohne dass etwas geschieht, wird der Name auf Dauer zu einem für ihn unwichtigen Wortlaut. Besser wäre, der Name wird sparsam genutzt. Das fördert die Kommunikationsbereitschaft.

Jetzt wird dieses Ziel wiederum in einzelne Schritte unterteilt. Diese bestehen immer aus einem kurzen Theorieteil und einer passenden praktischen Übung dazu. Ziel des theoretischen Teils ist es, dem Besitzer aufzuzeigen, warum wir diese Übung machen und welche Vorteile es ihm bietet, wenn das Trainingsziel erreicht ist. In der praktischen Einheit geht es dann um die Umsetzung und die Festigung der Fertigkeiten.

So würden die einzelnen Schritte dieser Session darin bestehen,

  • die Notwendigkeit dieser Thematik anschaulich zu verdeutlichen, Motivation zu wecken
  • einfache Übungen für das Erreichen des Ziels durchzuführen
  • Ablenkungsreize in den Übungen zu erhöhen
  • das Resümee zu ziehen
  • Hausaufgaben aufzugeben

Notwendigkeit der Namensreaktion

Übungsbeginn:

Jeder Teilnehmer stellt sich und seinen Hund vor und umrundet mit einer persönlichen Ansprache seinen Nachbarn. Sie sagen dabei Folgendes: „ Ich bin die Brigitta, das ist mein Hund Nero und wir umrunden jetzt (sie machen sich auf den Weg) die……. Jetzt könnte die Nachbarin diesen Satz beenden, indem sie ihren Namen nennt. Im Anschluss daran kehrt das Team zu seinem Platz zurück und das nächste Team startet.

Theorie:

Im nächsten Schritt wird besprochen, was dabei gut geklappt hat und was nicht. Das ist wichtig, denn am besten lernt es sich, wenn die Kunden selbst auf die Lösung kommen. So werden die Teilnehmer anmerken, dass bei dieser Übung die Aufmerksamkeit des Hundes fehlte. Schön wäre doch, wenn er, sobald er seinen Namen hört, seinen Zweibeiner ansieht. Dann starten wir die Umrundung des Nachbarn nämlich mit der Aufmerksamkeit zum Halter hin und nicht davon weg. Klar ist also, der Hund soll bei dem Klang seines Namens die Aufmerksamkeit auf seinen Menschen richten und auf weitere Signale achten. Aber wie sieht das im Alltag wirklich aus? Fällt der Name auch viel zu oft, ohne dass der er eigentlich gemeint ist? Wird er genutzt, um ihm zu sagen, er soll raus da, runter, es sein lassen, etwas ausgeben, etwas nicht tun usw?…

Wichtig: Die Kunden müssen so viel wie möglich in den theoretischen Teil mit eingebunden werden. Dazu ist eine geschickte Gesprächsführung des Hundetrainers nötig, so dass am Ende die Kunden selbst die Lösung zusammengetragen haben.

Einfache Übungen zum Erreichen des Ziels:

Hat der Kunde die Notwendigkeit erkannt, daran zu arbeiten, werden nun leichte Übungen durchgeführt, mit deren Hilfe die Teilnehmer dem neu gesteckten Ziel näher kommen. So könnte die nächste Übung darin bestehen, in kleinen Schritten den Blickkontakt bei der Namensnennung zu trainieren. Nach und nach werden die Ablenkungsreize erhöht.

Beim Rollenspiel zeigt einer an und ein anderer spielt den Hund. Je mehr die Kunden ins Training einbezogen werden, desto besser bleibt das Erlernte haften.

Wichtig ist, dass die Einheiten stets kundenfreundlich gestaltet werden. Theoretische und praktische Übungen im Wechsel machen es dem Menschen leichter, mitzuhalten. Auch muss dem Kunden der Sinn einer Übung klar sein.

Resümee:

Am Ende kommt das Resümee. Am besten wäre, wenn es einen Bezug zum Anfang der Stunde herstellt. In der Abschlussrunde könnten die Teilnehmer nun die erste Übung mit der Umrundung erneut machen. Diesmal jedoch wird der Hund bei der Nennung seines Namens den Menschen erwartungsvoll ansehen und sie starten gemeinsam die Umrundung des Nachbarn. Dieses Erfolgserlebnis motiviert den Kunden, auch zuhause weiterhin zu trainieren. Außerdem könnte in einer Abschlussrunde nochmal alles von den Kunden abverlangt werden und gemeinsam wird überlegt, wie man diese Übungen in den Alltag einbinden kann und welche Faktoren das Training erschweren. Auch verschiedene Trainingsmöglichkeiten sind nicht selten das Ergebnis einer solchen Runde.

Hausaufgaben:

Zu guter Letzt bekommt der Kunde noch Hausaufgaben auf. Diese sind nicht allzu umfangreich. Sie sollen lediglich vor Augen führen, was Thema der letzten Stunde war. Außerdem hat man einen schönen Einstieg in die nächste Einheit.

 

Spaß muss es in erster Linie machen. Das wird erreicht, wenn die Übungen schnelle Erfolge versprechen und die Teilnehmer so daran wachsen können.

Fünfter Schritt - Organisation

Im letzten Schritt geht es an die Organisation. Einen genauen Plan zu haben, welche Übungen zum Ziel führen, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Das i-Tüpfelchen ist nun noch eine Auflistung der dazu benötigten Materialien. So kann vor dem Unterricht alles zurechtgelegt werden und der Hundetrainer muss nicht zwischendurch noch etwas holen. Bei Kursen zu Themen wie Leinenführigkeit und Begegnungstraining achte ich außerdem darauf, dass sie nach Kursen mit fortgeschrittenen Kunden stattfinden. Ich habe dann die Möglichkeit, Stammkunden mit gut erzogenen Vierbeinern zu integrieren, indem ich sie bitte, noch ein paar Minuten zu bleiben. Die Organisation von Ablenkern mit und ohne Hund entfällt damit.

Das Konzept sollte natürlich möglichst ausführlich beschrieben werden. Übungen werden nicht nur bis ins Detail notiert, ebenfalls wird Wissenswertes zu der Thematik, werden eigene Anekdoten, Kundenzitate, Bezugsquellen und interessante Forschungsergebnisse bzw. Untersuchungen niedergeschrieben. Das hat zwei Vorteile: zum einen ist der Unterricht unterhaltsam und informativ, zum anderen kann es auch nach längerer Pause wieder Verwendung finden oder vielleicht sogar von einem Co-Hundetrainer übernommen werden. So ist gleichbleibend gute Qualität garantiert, auch wenn der Hundetrainer mal unter Zeitdruck zum Platz eilt.

So schreibst du ein Trainingskonzept für die Hundeschule

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