Trainingsplan und trainingstagebuch
Ach, wie zielführend könnte doch die Arbeit in der Hundeschule sein, wenn jeder Mensch mit seinem Hund einem strikten Trainingsplan folgt und womöglich sogar ein Trainingstagebuch schreibt.
Hunde sind unglaublich lernfähig. Schon bei den Welpen kann man mit gezieltem Training unglaublich schnell viele Kommandos trainieren und das Verhalten der Welpen von Beginn formen. Du wirst mit deinem Hund genauso vorgegangen sein – sinnvoll, erfolgreich, strukturiert. War das so?
Wenn ich ehrlich sein darf, bei mir war das nicht so.
In meinem privaten Umfeld war ich in erster Linie Hundebesitzer. Klar hatte ich ein gewissen Konzept vor Augen, was ich erreichen möchte. Ich nahm mir auch die Zeit, meinem Hund die Dinge beizubringen, die mir wichtig waren. Und über die Art der Belohnung musste ich, im Gegensatz zu meinen Kunden, nicht mehr groß nachdenken. Ansonsten war es doch eher ein Bauchgefühl als sture Lerntheorie.
So wäre es optimal
1. Der Hundebesitzer überlegt sich, welches Kommando er seinem Hund beibringen möchte.
Selbstverständlich in Absprache und Tipps von seinem Hundetrainer, seiner Hundetrainerin. Schließlich ist nicht jedes Hundetraining sinnvoll. Ein Welpe kann unmöglich über einen längeren Zeitraum an der Leine laufen und das unter Ablenkung leisten können. Und tatsächlich gibt es auch Dinge, von denen ich nicht finde, dass sie jemand lernen sollte.
2. Er schreibt auf, wie das Verhalten von seinem Hund aussehen soll.
Dabei notiert er so detailliert wie möglich, welche Verhaltensweise der Vierbeiner zeigen soll. Er berücksichtigt nicht nur die Position, also wie genau es aussehen, sondern auch, wie schnell der Vierbeiner das Signal ausführen soll. Darf er vorerst zu seinem Menschen laufen oder soll er das Kommando an Ort und Stelle ausführen. Wie perfekt und zuverlässig soll es sein.
Auch hier muss du als Hundetrainer*in eventuell noch etwas nachjustieren. Womöglich braucht sein Hund einen Aufbau, bei dem ein Schritt nach dem anderen Schritt zu trainieren ist. Sprechen wir über das Trainieren vom Sitz, ist der Aufbau der Übung noch recht simpel. Bei Handlungsketten (wie z.B. dem Apportieren) ist das Training kleinschrittig. Zu Beginn müsste sein Hund lernen, überhaupt etwas auf ein Kommando hin aufzunehmen. Dann käme das Halten und erst danach die Abgabe. Während der Phase der Hundeerziehung (ich unterscheide zwischen Erziehung und Ausbildung) muss sein Hund außerdem gelernt haben, mit attraktiven Objekten nicht vor seinem Menschen wegzulaufen.
3. In der Hundeschule trainiert der Anfänger den Aufbau
Bevor der Mensch sich um die Generalisierung des Verhaltens kümmert, muss sein Hund erst einmal die gewünschte Position kennenlernen. Das Training besteht darin, dass er seinen Hund entweder mit Hilfe des Clicker oder durch das Locken mit Futter in diese gewünschte Position zu bekommen. Beim Trainieren durch Locken muss der Hundebesitzer darüber aufgeklärt werden, dass seine Bewegung und Körpersignale vermutlich schon das zukünftige Sichtzeichen sein werden. Dabei achtet der Hund keineswegs nur auf die Hände. Auch eine Bewegung mit dem Bein kann zu einem Auslöser für ein Verhalten sein.
Außerdem muss er die Grundlage verstanden haben, dass z.B. ein starkes Überbeugen zur Fellnase diesem auch Angst machen kann. Deshalb ist es für Anfänger wichtig, dieses Hundetraining unter Anleitung durchzuführen. Der ein oder andere Tipp kann an dieser Stelle großen Einfluss auf den weiteren Verlauf in der Hundeerziehung haben.
Über eventuell auftretende Probleme bei der Übung muss der Hundehalter ebenfalls aufgeklärt werden.
So weit, so gut. Bis hierher verläuft das Training in den meisten Fällen noch nach Trainingsplan!
Und jetzt?
Mehr kannst du in deiner Hundeschule nicht tun. Die Ausführung vom Hundetraining mit dem Ziel der Generalisierung liegt nun beim Hundehalter*in. Leider ist ein regelmäßiges leichtes Training im Alltag manchmal schwierig unterzubringen. Anfangs ist der Hundehalter noch motiviert und es funktioniert super, doch dann schleichen sich Unregelmäßigkeiten im Hundetraining ein. Es fehlt die Zeit. Die Kinder sind krank, im Büro stehen Überstunden an und man muss noch mal schnell in die Stadt. Zack – schon wieder ein paar Tage nicht an der Verhaltensweise trainiert…
Die Hundebesitzer neigen dann dazu, einfach ein paar Schritte im Training zu überspringen. In der Theorie sind sie dann wieder auf Kurs, nur der Vierbeiner, der versteht auf einmal nicht mehr, was er machen soll…
Die Utopie
Was wir uns wünschen und was zweifelsfrei auch die optimale Herangehensweise im Hundetraining und in der Hundeerziehung wäre, ist Utopie. Der Hundebesitzer müsste mit seinem Vierbeiner, vom Welpen an, täglich trainieren. Er braucht eine sinnvolle Übung, ein passendes Kommando, ein angepasstes Leckerli für die Belohnung, das richtige Timing, einen Plan und einen freien Kopf. Nach der Übung notiert er Dinge, wie das Wetter, das Thema, den Erfolg, den Zustand vom Tier, wie oft er es wiederholt hat, wie sein eigenes Befinden war, ob er den Hund mit dem Leckerli belohnen konnte, ob er mit anderen Hunden oder allein trainiert hat, wie lange das Training gedauert hat und so weiter.
Doch sind wir mal ehrlich….wer macht das und können wir das eigentlich von unseren Kunden verlangen? Das Lernen beim Hundetraining soll schließlich Spaß machen und nicht zum Spießrutenlauf werden. Und dem Hund ist es tatsächlich egal, ob wir mit ihm einen Trick oder ein „sinnvolles“ Kommando trainieren.
Wir haben daher einen Trainingsplan entwickelt, der auf die Bedürfnisse der Zweibeiner ausgerichtet ist. Dabei wird die Übung in der Hundeschule angeleitet und all das Wissen, dass dazu gehört, wird er dort lernen. Zuhause konzentriert er sich um die Ausführung des Kommandos auf verschiedenen Untergründen, mit verschiedenen Positionen seinerseits und verstärkt langsam die Ablenkung. Das gibt dem Menschen einen wunderbaren roten Faden beim Beibringen der Signale und nebenher bekommt er von dir noch den ein oder anderen Tipp zur Umsetzung.
Ganz konkret
- Den Trainingsplan druckst du aus und überlegst mit deinem Kunden, welches Signal mit seinem Hund trainiert werden soll. Hilf ihm bei der Beschreibung des IST-Zustands.
- Erkläre deinem Kunden im Training, wie die Übung aufgebaut wird und schreibe mit ihm zusammen auf, wie genau das Signal aussehen soll. Beispiel „Sitz“: der Po des Hundes ist ganz auf dem Boden und er bleibt so lange sitzen, bis das Auflösesignal gegeben wird.
- Mit diesen Tipps im Gepäck geht dein Kunde nach Hause und kann in seinem Tempo mit seinem Hund trainieren. Erst wenn er das Signal auf verschiedenen Untergründen (Step 1) trainiert hat, geht er über zum nächsten Schritt. Immer dem Fortschritt des Hundes angepasst. Will eine Übung so gar nicht funktionieren, sollte er sie abbrechen und eine neue Idee verfolgen.
- Im nächsten Teil soll der Mensch seine Position verändern. Funktioniert es auch, wenn der Halter sich umdreht, sich auf ein Buch stellt oder vielleicht in die Hocke geht? Dabei müssen sie die Erfolge nicht im Detail notieren, sondern lediglich ein Häkchen setzen. Die Lust und die Freude stehen im Vordergrund, nicht die Analyse.
- Erwähne in deinem Training, dass sie stets überprüfen sollen, ob der Hund das Signal so ausführt, wie in Schritt 1 beschrieben. Egal bei welchem Punkt im Trainingstagebuch oder nennen wir es besser Plan, sie gerade sind.
- Führen sie das Signal auf verschiedenen Untergründen und mit verschiedenen Positionen sicher durch, dürfen sie sich an die Ablenkungen wagen. Das kann ein Ball sein, den der Liebste wirft oder ein Mensch, der auf Krücken vorbeiläuft. Viele Hunde vergessen auch, was zu tun ist, wenn eine Hilfsperson mit einer Tüte raschelt oder mit einem tollen Spielie hantiert.
- Schön ist, dass dein Kunde mit unserem Tool genau sieht, wie weit er schon gekommen ist und welche Schritte noch zu tun sind. Er wird keinen Step vergessen. Das Tempo bestimmt er und sein Vierbeiner. Natürlich kann die ein oder andere Notiz am Rande nicht schaden, aber im Grunde beinhaltet der Trainingsplan alles, was es braucht. Egal, ob der Kunde den Wunsch hat, einmal im Hundesport aktiv zu sein oder ihn zum Begleithund auszubilden. Der Trainingsplan kann z. B. in der Küche hängen und immer mal wieder zur Hand genommen werden.
Wir finden diese Datei super hilfreich für jeden Hundehalter, der bei seinem Welpen oder Junghund den Überblick nicht verlieren, aber dennoch seinen Alltag in der Familie meistern möchte. Viel Erfolg!
IMMER AUF DEM LAUFENDEN
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